Außerhalb der Stadt
Rückblick
Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, als Xiara sich auf den Rückweg zur Dilwycher Grombir machte...
“... Rhola, zu Ehren Ruperts.”
“Zu Ehren Ruperts, soso. Naja, lass die hohen Herren mal machen...”
“Einige Händler haben sich wohl auch schon beschwert. Scheint ja eine echte Plage zu sein. Diese Wölfe... Hunde... naja, was auch immer, diese Viecher jedenfalls sind wohl ziemlich hungrig in dieser Jahreszeit.”
“Und wann soll die Jagd stattfinden?”
“Na, an Neujahr natürlich... Hey, wer da!?”
“Wer wo?”
“Da war doch grad jemand... naja, egal, lass uns lieber wieder reingehen, es wird langsam kalt.”
“Wird langsam kalt... Du bist mir einer... Dann mal los!”
Nachdem sie die Unterhaltung der beiden belauscht hatte, machte sich Xiara auf in Richtung Stadttor. Sie würde schon rechtzeitig zurückkommen, dachte sie bei sich, als sie zügig die Wege entlangschritt, sich gelegentlich Schneeflocken aus den Augen reibend. Unterwegs erfragte sie noch das heutige Datum, der erste Passant, den sie ansprach, lief völlig verschreckt davon, eine verdutzt dreinblickende Waldelfin zurücklassend, doch beim nächsten hatte sie mehr Glück.
“Der 24. Sunsebb? Oh... vielen Dank! Und... wann ist dann Neujahr?”
Mit einem Schulterzucken machte sich der Passant zügig von dannen nachdem er der etwas verwirrt scheinenden Elfin geantwortet hatte, während Xiara weiter ihrem Weg folgte. Am Tor angelangt hatte sie noch einige Schwierigkeiten der Wache klarzumachen, dass sie wirklich alleine um diese Zeit nach draußen wolle, aber so ganz wehrlos wirkte die junge Elfin nun auch wieder nicht, so dass man sie ziehen ließ.
Es dauerte einige Stunden, bis Xiara die Fährte aufgenommen hatte, doch ihr Jagdinstinkt und ihre Adleraugen halfen ihr trotz des widrigen Wetters. Unermüdlich stapfte die Waldelfin durch den Schnee, bis sie in einem kleinen Waldstück einige Meilen entfernt fündig wurde.
Normalerweise wäre es wohl ausgesprochen töricht gewesen, sich einem ganzen Rudel der wilden Tiere in dieser kargen Jahreszeit zu nähern, noch dazu ganz allein, doch ihre Verbundenheit mit der Natur und dem Tierreich erlaubten es Xiara, den wolfsartigen Hunden näherzukommen. Dennoch brauchte die Waldelfin ihre gesamte Überzeugungskraft, welche immerhin deutlich ausgeprägter ist als ihre Fähigkeiten im Umgang mit den Menschen, um ihr Ziel zu erreichen. Waren die Wildhunde zunächst doch noch äußerst skeptisch, so gelang es ihr dennoch sie von der drohenden Gefahr zu warnen und dazu zu bewegen, sich für einige Zeit zumindest weiter von Cryllor zu entfernen.
Zufrieden machte sich Xiara mitten in der Nacht auf den Rückweg. Kalt war ihr und so langsam machte sich auch die Müdigkeit in ihren Gliedern breit, aber unaufhaltsam setzte sie ihren Weg fort und kam schließlich im Morgengrauen wieder an der Stadtmauer an.
Glücklicherweise hatte es inzwischen einen Wachwechsel gegeben, so musste Xiara keine großen Erkläreungen liefern, um in die Stadt hineingelassen zu werden. Nur allzugern gewährten die Wachen der durchfrorenen und durchnässten Elfin Einlass.
Mittlerweile leicht zitternd kam sie dann auch an der Grombir an. Otumwilla begrüßte Xiara herzlich: “Ach Kindchen, wie siehst Du denn aus? Wo hast Du denn nur gesteckt? Die anderen haben schon nach Dir gefragt. Komm erstmal rein und trink etwas warmes, ich hole eine Decke.”
Einige Zeit später verschwand Xiara, die sich recht schnell wieder erholt hatte, war sie doch zäher als man es der zierlichen Elfin ansah, auf ihrem Zimmer, um sich in ruhiger Meditation von den Strapazen des vergangenen Tages zu erholen.